Und Bin Ich Nicht Der Schwache: Difference between revisions
mNo edit summary Tag: Manual revert |
mNo edit summary |
||
Line 1: | Line 1: | ||
<br> | <br> Die Trüffel sind empfindlich und mögen Klimaveränderungen gar nicht. Kaviar, Auster und Trüffel zählen noch zu den gängigen Gourmet-Gerichten. Weiße Trüffel können zwei bis sieben Tage lagern, schwarze Trüffel bis zehn Tage. Der kleine Richard aber fand seinen ersten Freund, seinen eigentlichen Spielcameraden in Cäcilie, seinem zwei Jahre jüngeren Stiefschwesterchen. Zu seinen Füßen dahingestreckt reckt sich ein goldener Löwe, das Sinnbild der Schönheit. Immer mehr zog sich Richard von seinen Schulcameraden zurück, immer mehr verkehrte er nur mit seiner Schwester. Elektrocapillarität ist die Aufschrift eines neu eröffneten Capitels der Naturwissenschaft, das mit einer Reihe neuer interessanter Thatsachen beginnt und deren ohne Zweifel noch mehr gewähren wird. In seinem schönen und lesenswerthen Buche „Der altindische Geist" bringt M. Haberlandt unter vielen andern interessanten Thatsachen die wohl auch Sie sehr überraschende, daß der feurig belebende Punsch nicht ein Produkt des Nordens zum Schutz gegen die Winterkälte ist, sondern der brennenden Sonnengluth Indiens entstammt, welche auf den menschlichen Körper ebenso verderblich durch Stockung wirkt wie starke Kälte.<br><br><br> „Gut, so senden Sie das Geld den Armen von Buchdorf; da das Gut Eigenthum meines Neffen ist, wird man ihnen die Annahme hoffentlich erlauben. Der Innenraum (Gleba) hat eine beige-braune Farbe oder Orange, wenn er noch nicht reif ist, mit hellen Adern. Er kannte alle Hunde weit und breit, hatte es mit seinem Schwesterchen ganz sicher ausspionirt, wenn es irgendwo einen überflüssigen Hundesäugling vom schnöden Ertränkungstode zu retten galt, und suchte einmal eine verkommende Kaninchenfamilie dadurch dem süßen Dasein zu bewahren, daß er sie vor ihren Verfolgern in seinem - Arbeitssecretär versteckte. Ludwig Tieck, damals Dresdener Dramaturg, hoffte viel von seinem Talent. Die bösen Geister, welche sich aus dem Zusammenstoß seines hochstrebenden Künstleridealismus mit den Sorgen um Fleisch und Brod und mit deren Verkörperung in der Hausfrau entwickeln mochten, bannt er in seinem Lustspiel vom „Bethlehemitischen Kindermord" auf’s Papier. Wer aber sehen will, wie tief die Untreue seines Hundes, dieses seines „Treuesten", den Herrn desselben berührte, der lese Wagner’s Novelle: „Ein Ende in Paris". Und keine Biographie will ich geben: der Abriß seines Lebens ist ja uns allen bekannt, und wär’s auch nur durch jenen Aufsatz, den die „Gartenlaube" vor ein paar Jahren brachte. In einer Stunde etwa habe ich Geschäfte am Nordhange des quirinalischen Hügels - bis dahin laß uns hier drüben rechts in der patricischen Gasse das Haus meines Oheims Publius Calpurnius betreten.<br><br><br> Als der Knabe zum Mann geworden war und manchen bittern Trank gekostet hatte, schrieb er einmal an seine alte Mutter: „Fühl’ ich mich so bald gedrängt, bald gehalten, immer strebend, selten des vollen Gelingens mich freuend, oft zur Beute des Verdrusses über Mißlingen - fühl' ich mich fast immer empfindlich verletzt durch rohe Berührungen mit der Außenwelt, die ach! Der Mensch Richard Wagner, der kleine große Mann mit dem entschlossenen Mund, den durchdringenden Augen, der gewaltigen Stirn - seiner freilich werden wir uns nie mehr erfreuen. „Ich kann es Euch nicht sagen, wie ich sie hasse, diese große kalte Fremde für unsere deutschen Herzen! Wir sehen, es giebt viel unentdecktes Land in dieser Wissenschaft, und ich rufe dem Forscherschifflein, der neuen Zeitschrift für Pilzkunde, nochmals ein herzliches Glückauf zu. Sankt Peter ging mit seiner Geige über Land und spielte auf den Dörfern und Städten in den Schenken Sonntags, am Tag des Herrn, zum Tanze auf.<br><br><br> In dem Gesicht des Verwalters zeigte sich derselbe Ausdruck peinlicher Verlegenheit wie vorhin. Mitunter kam er dabei in Verlegenheit - köstlich und meines Wissens noch nie erzählt ist jene Geschichte, bei der sein großer schwarzer Hund, „Rüpel" geheißen, die Hauptrolle spielt. Wie ein Wahrzeichen folgte ihm, der damals in blauem Frack und weißen Hosen gerade auf Freiersfüßen ging, auf allen Wegen und Stegen der ehrliche „Rüpel" nach. Aber für eine simple Portion schmale Bandnudeln mit frisch darüber gehobelten weißen Trüffeln greife ich gerne etwas tiefer in die Tasche. Bei weißen Trüffeln sind es sogar nur 60 - 80 Gramm. Zu Richard Wagner’s Tod. Als sie nun niederkniete und der Henker sein Schwert hob - es war aber der Henker aus Trebbin, mit dem Bracke so oft zusammengesessen und um Tod und Leben gespielt hatte - und sie noch einmal ihre schönen Augen zu ihm emporrichtete und sprach: „Schlag schnell, Henker! Er wird leben und uns vom Alltagsleben zu freier Höhe emporziehen, so lang uns seine Klänge durchrauschen. Ein wenig plaudern wollen wir zusammen, mein lieber Leser, wie wir von theuren Todten in der Dämmerstunde zu plaudern gewohnt sind - taucht doch ihr Bild klarer vor uns herauf, wenn wir statt Daten und Jahreszahlen dem freundlichen Gruß kleiner lieber Erinnerungen lauschen, wie sie kommen und gehen und uns anheimelnd durch die Seele klingen.<br> |
Revision as of 21:31, 18 November 2024
Die Trüffel sind empfindlich und mögen Klimaveränderungen gar nicht. Kaviar, Auster und Trüffel zählen noch zu den gängigen Gourmet-Gerichten. Weiße Trüffel können zwei bis sieben Tage lagern, schwarze Trüffel bis zehn Tage. Der kleine Richard aber fand seinen ersten Freund, seinen eigentlichen Spielcameraden in Cäcilie, seinem zwei Jahre jüngeren Stiefschwesterchen. Zu seinen Füßen dahingestreckt reckt sich ein goldener Löwe, das Sinnbild der Schönheit. Immer mehr zog sich Richard von seinen Schulcameraden zurück, immer mehr verkehrte er nur mit seiner Schwester. Elektrocapillarität ist die Aufschrift eines neu eröffneten Capitels der Naturwissenschaft, das mit einer Reihe neuer interessanter Thatsachen beginnt und deren ohne Zweifel noch mehr gewähren wird. In seinem schönen und lesenswerthen Buche „Der altindische Geist" bringt M. Haberlandt unter vielen andern interessanten Thatsachen die wohl auch Sie sehr überraschende, daß der feurig belebende Punsch nicht ein Produkt des Nordens zum Schutz gegen die Winterkälte ist, sondern der brennenden Sonnengluth Indiens entstammt, welche auf den menschlichen Körper ebenso verderblich durch Stockung wirkt wie starke Kälte.
„Gut, so senden Sie das Geld den Armen von Buchdorf; da das Gut Eigenthum meines Neffen ist, wird man ihnen die Annahme hoffentlich erlauben. Der Innenraum (Gleba) hat eine beige-braune Farbe oder Orange, wenn er noch nicht reif ist, mit hellen Adern. Er kannte alle Hunde weit und breit, hatte es mit seinem Schwesterchen ganz sicher ausspionirt, wenn es irgendwo einen überflüssigen Hundesäugling vom schnöden Ertränkungstode zu retten galt, und suchte einmal eine verkommende Kaninchenfamilie dadurch dem süßen Dasein zu bewahren, daß er sie vor ihren Verfolgern in seinem - Arbeitssecretär versteckte. Ludwig Tieck, damals Dresdener Dramaturg, hoffte viel von seinem Talent. Die bösen Geister, welche sich aus dem Zusammenstoß seines hochstrebenden Künstleridealismus mit den Sorgen um Fleisch und Brod und mit deren Verkörperung in der Hausfrau entwickeln mochten, bannt er in seinem Lustspiel vom „Bethlehemitischen Kindermord" auf’s Papier. Wer aber sehen will, wie tief die Untreue seines Hundes, dieses seines „Treuesten", den Herrn desselben berührte, der lese Wagner’s Novelle: „Ein Ende in Paris". Und keine Biographie will ich geben: der Abriß seines Lebens ist ja uns allen bekannt, und wär’s auch nur durch jenen Aufsatz, den die „Gartenlaube" vor ein paar Jahren brachte. In einer Stunde etwa habe ich Geschäfte am Nordhange des quirinalischen Hügels - bis dahin laß uns hier drüben rechts in der patricischen Gasse das Haus meines Oheims Publius Calpurnius betreten.
Als der Knabe zum Mann geworden war und manchen bittern Trank gekostet hatte, schrieb er einmal an seine alte Mutter: „Fühl’ ich mich so bald gedrängt, bald gehalten, immer strebend, selten des vollen Gelingens mich freuend, oft zur Beute des Verdrusses über Mißlingen - fühl' ich mich fast immer empfindlich verletzt durch rohe Berührungen mit der Außenwelt, die ach! Der Mensch Richard Wagner, der kleine große Mann mit dem entschlossenen Mund, den durchdringenden Augen, der gewaltigen Stirn - seiner freilich werden wir uns nie mehr erfreuen. „Ich kann es Euch nicht sagen, wie ich sie hasse, diese große kalte Fremde für unsere deutschen Herzen! Wir sehen, es giebt viel unentdecktes Land in dieser Wissenschaft, und ich rufe dem Forscherschifflein, der neuen Zeitschrift für Pilzkunde, nochmals ein herzliches Glückauf zu. Sankt Peter ging mit seiner Geige über Land und spielte auf den Dörfern und Städten in den Schenken Sonntags, am Tag des Herrn, zum Tanze auf.
In dem Gesicht des Verwalters zeigte sich derselbe Ausdruck peinlicher Verlegenheit wie vorhin. Mitunter kam er dabei in Verlegenheit - köstlich und meines Wissens noch nie erzählt ist jene Geschichte, bei der sein großer schwarzer Hund, „Rüpel" geheißen, die Hauptrolle spielt. Wie ein Wahrzeichen folgte ihm, der damals in blauem Frack und weißen Hosen gerade auf Freiersfüßen ging, auf allen Wegen und Stegen der ehrliche „Rüpel" nach. Aber für eine simple Portion schmale Bandnudeln mit frisch darüber gehobelten weißen Trüffeln greife ich gerne etwas tiefer in die Tasche. Bei weißen Trüffeln sind es sogar nur 60 - 80 Gramm. Zu Richard Wagner’s Tod. Als sie nun niederkniete und der Henker sein Schwert hob - es war aber der Henker aus Trebbin, mit dem Bracke so oft zusammengesessen und um Tod und Leben gespielt hatte - und sie noch einmal ihre schönen Augen zu ihm emporrichtete und sprach: „Schlag schnell, Henker! Er wird leben und uns vom Alltagsleben zu freier Höhe emporziehen, so lang uns seine Klänge durchrauschen. Ein wenig plaudern wollen wir zusammen, mein lieber Leser, wie wir von theuren Todten in der Dämmerstunde zu plaudern gewohnt sind - taucht doch ihr Bild klarer vor uns herauf, wenn wir statt Daten und Jahreszahlen dem freundlichen Gruß kleiner lieber Erinnerungen lauschen, wie sie kommen und gehen und uns anheimelnd durch die Seele klingen.